Die auf 15 km² total vernichtete Innenstadt war nach der Zerstörung Dresdens 1945 von ca. 18 Millionen m³ Trümmerschutt und Ruinen bedeckt. Nach der Befreiung Dresdens am 8. Mai 1945 lösten die neue Stadtverwaltung und die sowjetische Kommandantur zunächst dringende Versorgungsaufgaben (14. Mai Kraftwerk Mitte in Betrieb, 23. Mai Eisenbahnbrücke, 8. Juni Interimsbrücke für die Augustusbrücke). 1945/46 wurden zahlreiche gefährdete Ruinen gesprengt, Hauptstraßen von Schutt beräumt und mehrere zehntausend wenig beschädigte Wohnungen in den Außenbezirken instandgesetzt. Materialmangel und städtebauliche Erwägungen führten zu einer Bausperre, die vor allem private Initiativen hemmte.
Großflächenenttrümmerung 1946/56: Die „Neuaufbau Dresden GmbH“ begann 1946 mit der großflächigen Beräumung zur Bergung von Baustoffen und Schaffung künftiger Baufreiheit, die bis 1956 ca. 120 Millionen Mark erforderte. Allein 1946 waren auf 9 Baustellen 1250 ständige Arbeitskräfte sowie in Großeinsätzen Zehntausende Helfer bei der Enttrümmerung und Ziegelgewinnung eingesetzt (Denkmal Trümmerfrau). Feldbahnen (Trümmerloren) transportierten die Schuttmassen auf Deponien u. a. auf den Elbwiesen Johannstadt, im Dresdner Osten und in Zschertnitz. Die Enttrümmerung wurde vom Bereich Christianstraße und Teilen Johannstadts auf alle zerstörten Gebiete ausgedehnt und hinterließ anstelle der Nachkriegs-Ruinenlandschaft eine vom Hauptbahnhof bis weit in das Zentrum reichende, steppenhafte Fläche.
Kulturhistorische Bauten und Städteplanung bis 1951: Die sächsische Denkmalpflege unter Walter Bachmann leitete im Sommer 1945 Sicherungsarbeiten am Schauspielhaus (eröffnet 1948), am Zwinger und an der Kath. Hofkirche ein. Hubert Ermisch legte im Auftrag Rudolf Friedrichs und des sowjetischen Stadtkommandanten eine Denkschrift zum Wiederaufbau des Zwingers vor, den später Arthur Frenzel leitete. 1946 begannen an Kreuzkirche und Neuem Rathaus Wiederaufbau-, an Oper, Galerie und Schloss Sicherungs- sowie an der Frauenkirche Beräumungsarbeiten. Darüber hinaus wurden Aufbauarbeiten u. a. am Jägerhof (1950/53), Hygienemuseum (1948), am Japanischen Palais (ab 1952) und an der Annenkirche (1948/52) vorgenommen. Andererseits traten erste Verluste durch Abbruch und Sprengung sicherungsfähiger Bauten ein (Altstädter und Neustadter Rathaus, Narrenhäusel, Kreuzschule, Ausstellungspalast, Teile der Rampischen Straße, Barockfassaden Gr. Meißner Straße (1950), Alberttheater, Palais Kaskel-Oppenheim, z.T. Ritterakademie u.a.).
Am 5. Januar 1946 legte Walter Weidauer in der „Tonhalle“ den ersten Dresdner Aufbauplan vor, der u.a.
Maßnahmen zur Linderung der Wohnungsnot und erste, von Herbert Conert erarbeitete Grundsatzentscheidungen für den Wiederaufbau der Innenstadt enthielt. Über 250.000 Besucher fand die Ausstellung „Das Neue Dresden“ von Juli bis Oktober 1946 in der Stadthalle. An ihr beteiligten sich u. a. Oswin
Hempel und Paul Wolf, die wie auch H. Conert und Richard Konwiarz für die Wahrung des alten Stadtgrundrisses unter teilweiser Verbreiterung und die Wiederaufnahme der Nord-Süd-Verbindung eintraten. Angesichts der Zerstörung wurden jedoch 1945/46 auch radikale Neubaupläne (Entwurf Hans Hopp) und sogar der Bau eines neuen Dresdens außerhalb der zerstörten Innenstadt vorgeschlagen. Für das Hochschulviertel in der Südvorstadt legten Georg Funk und R. Konwiarz ab 1947 Raumentwicklungspläne vor. Die Augustusbrücke wurde 1949 wiedereröffnet. Das Aufbaugesetz der DDR von 1950 schuf die rechtlichen Grundlagen, die enttrümmerten Flächen ohne Berücksichtigung der historischen Grundstücksgrenzen und Straßenfluchten zu überbauen. Der erste Spatenstich am 22. April 1951 an der Grunaer Straße, Nordseite, leitete den planmäßigen Wohnungsneubau ein (zum Wohnungsbau s.u.).
Neuaufbau Altmarkt/Wilsdruffer Straße und Prager Straße (1953/ 1978): 1950 erarbeitete das Stadtplanungsamt unter Kurt-Wilhelm Leucht Planungsgrundlagen für den Neuaufbau. Vorgaben für einen Entwurfswettbewerb 1952 forderten die Erweiterung des Altmarktes zum „Zentralen Platz“ und der Wilsdruffer und Johannstraße zur Demonstrationsstraße.
Der Bebauungsplan 1953 nahm drei allgemein anerkannte Prämissen auf: Ost-West-Magistrale; Fußgängerbereich der Nord-Süd-Verbindung; Ausbau der Ringstraße zum Verkehrszug.
Maßgeblichen Anteil an der Gestaltung des Altmarktes und der Ernst-Thälmann-Straße (Wilsdruffer Straße) hatten die Architekten Herbert Schneider (Stadtarchitekt 1954/61), Richard Paulick, Johannes Rascher und G. Funk. Der südliche Altstadtkern wurde unter Verzicht auf die historisch gewachsene kleinräumliche Struktur in größeren Gebäudegevierten angeordnet. Die frühen Bauten, vor allem der Altmarkt, enthalten Elemente des Dresdner Barocks und bilden ein erhaltenswertes Beispiel der Architektur der 50er Jahre.
Am 31. Mai 1953 erfolgte im Beisein Walter Ulbrichts die Grundsteinlegung für die Altmarkt-Westseite.
Bis 1958 wurden die Ost- und Westseite des Altmarktes, das erste Warenhaus Centrum und die Wohn- und Gesellschaftsbauten Weiße Gasse, bis 1961 die letzten Wohnbauten Ring- und Ernst-Thälmann-Straße und 1962 das Einkaufszentrum Webergasse vollendet. Als reduzierte Lösung für das seit 1946 propagierte Kulturhochhaus wurde 1966/69 der Kulturpalast als nördlicher Abschluss des Altmarktes errichtet. Die Gestaltung des Postplatzes und der Altmarkt-Südseite blieb ungelöst.
Für den Raum zwischen Altmarkt und Hauptbahnhof verzichtete man auf die historischen Citystraßen (Prager Straße) und sah stattdessen ein großflächiges Kultur- und Einkaufszentrum „Prager Straße“ vor. Um Wohnbauten erweitert, wurden die Entwürfe (Architekten Peter Sniegon, Kurt Röthig, Hans Konrad u.a.) 1965/78 verwirklicht (1965/67 Appartementhäuser, 1968/70 Hotels, bis 1972 Fußgängerbereich und Rundkino, 1970/78 neues Centrum-Warenhaus).
Städtebauliche Planung; kulturhistorische Bauten bis um 1979: Die Aufbauplanung wurde ab 1953 mit dem Ziel einer „sozialistischen Großstadt“ zunehmend zentralistisch beeinflusst und ideologisch motiviert (W. Weidauer; persönliche Eingriffe W. Ulbrichts u.a. 1953, 1960, 1961). Der Stadtbebauungsplan 1957 berücksichtigte letztmalig für lange Zeit die historischen Strukturen. 1958 wurde der Bereich innerhalb des 26er Ringes als Zentraler Bezirk ausgewiesen und eine Aufbaukonzeption bis 1965 beschlossen.
Dominierend bei allen Planungen war ein „Hochhaus der sozialistischen Kultur“.
Ungelöst blieb die Gestaltung des Neumarktes. Der Generalbebauungs- und Verkehrsplan 1967 schrieb die großflächige Überbauung fort, für die der Atriumkomplex am Georg- und Pirnaischen Platz (1970/74) ein Beispiel bildet.
Ein 1969 veröffentlichter Aufbauplan für die 70er Jahre sah stadtbildbeherrschende Hochhausgruppen rings um das Zentrum vor. Der Wohnungsneubau verlagerte sich in den 70er Jahren zunehmend in die Außenbezirke. An bedeutenden Straßenzügen entstanden die Nossener Brücke (1960/64), die Budapester Straße („Hochstraße“), 1963/67), die Köpckestraße und die Nord-Süd-Verbindung mit der Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke (neue Carolabrücke, 1966/71).
Bedeutende Leistungen wurden beim oftmals schrittweisen Wiederaufbau kulturhistorischer Bauten erbracht. Dazu zählen Galerie (1955/60), Altstädter Wache und Italienisches Dörfchen (1956), Johanneum (ab 1950), Kreuzkirche (bis 1954) und Albertinum (bis 1959). 1964 wurde der Wiederaufbau des Zwingers abgeschlossen. Weitere Bauten: Räume des Grünen Gewölbes (1962/64), Landhaus und Gewandhaus (1963/66), Kath. Hofkirche (u. a. Kreuzkapelle 1964/68), Sekundogenitur (1963/64), Georgenbau des Schlosses (1964/68), Torhäuser Coselpalais (1973/1975), Stallhof (1972/79), Matthäuskirche(1978). Die Ruine der Frauenkirche wurde 1966 zum Mahnmal erklärt.
Bedeutendstes Bauvorhaben der Inneren Neustadt war der Neu- und Wiederaufbau der Hauptstraße und des Neustädter Marktes (Fußgängerbereich Straße der Befreiung, Kügelgenhaus u. a. Barockhäuser, Blockhaus 1979). Denkmalpfleger (Hans Nadler, Heinrich Magirius, Fritz Löffler) und Architekten der TH/TU traten Abbruchvorhaben entgegen. Dennoch konnten auch in diesem Zeitraum Abbrüche kulturhistorischer Bauten nicht verhindert werden (Rampische Straße 1956, Kirche Franziskus Xaverius 1958, Kleine Meißner Gasse, Kanzleihaus 1961, Ruine Güntzbad 1964 u. a.). Aus politischen Motiven wurde 1962/63 nach langjährigen Auseinandersetzungen die Sophienkirche abgetragen. Einen schwerwiegenden Eingriff in die Neumarkt-Gestaltung bedeutete 1976/79 der Anbau des Polizeipräsidiums.
Bedeutende Bauten nach 1978: Das bedeutendste kulturelle Ereignis der 80er Jahre war der Wiederaufbau der Oper (Projektierung 1968/76, Aufbau 1977/85, Eröffnung am 13. Februar 1985). 1985 wurde nach weiteren Sicherungsmaßnahmen der umfassende Wiederaufbau des Residenzschlosses eingeleitet.
1988/90 wurde das Hotel „Dresdner Hof“ am Neumarkt mit den Nachbarbauten Münzgasse/ Terrassengasse errichtet. Mit dem Wiederaufbau des Taschenbergpalais (1992/94), der Frauenkirche (Enttrümmerung 1992/94, Aufbau seit 1994) und des Residenzschlosses entstehen bedeutende Bauten der Altstadt wieder.
In der Neustadt wurde 1980/83 das Bürgerhaus Meißner Gasse 15 vor dem Abbruch bewahrt und in den Hotelneubau „Bellevue“ einbezogen. 1984 begann der Wiederaufbau der Dreikönigskirche (Weihe 1990). Der Nordteil der Hauptstraße mit den Neubauten Albertplatz wurde 1989 vollendet. Abbrüche erfolgten bis 1989 u. a. an ursprünglich denkmalgeschützten Altbauten an der Schäferstraße. 1993 wurde der Neue Speicher im Packhofviertel abgetragen.
Mehrere Stadtteile, wie die Äußere Neustadt und Pieschen, wurden nach 1990 zu Sanierungsgebieten erklärt.
Industrieller Wohnungsbau bis 1989: Noch in herkömmlicher Bauweise wurden 1953/55 die Wohnbauten an der Nürnberger Straße errichtet. Das Wohngebiet Striesen (1955/58) leitete den Übergang zur Großblockbauweise ein, die 1957/60 auch Johannstadt und 1956/60 in der Seevorstadt-Ost und -West zum Einsatz kam und der zentrumsnahen Seevorstadt mit überwiegend 5geschossigen Häusern ein monotones Bild verlieh. In der Folgezeit wurde der Übergang zur Plattenbauweise forciert (Plattenwerke Gerokstraße und Sporbitz), die den Wohnungsbau in Dresden 1963 bereits zu 80 Prozent beherrschte. Es entstanden kleinere Neubausiedlungen vor allem im Osten und Süden (u. a. in Seidnitz, Striesen, Tolkewitz, Gruna, Reick) und in der Wilsdruffer Vorstadt, später u. a. Johannstadt-Süd (1969/71), Johannstadt-Nord (1972/75), Budapester Straße (1973/74), Bodenbacher Straße (1974/76), Stübelallee Nordseite (1973/75), Hochhäuser Grunaer Straße Südseite (1968/70), Stübelplatz (1977/78). Auf der Südhöhe (Zschertnitz, Räcknitz, Kohlenstraße) wurden 1971/76 und ab 1980 neue Wohngebiete errichtet. Die Konzentration der Plattenbauweise an „Komplexstandorten“ wurde mit dem Wohngebiet Leuben (1970/74, ca. 10.000 Einwohner) weitergeführt und erreichte ihren Höhepunkt und Abschluss in den „auf der grünen Wiese“ erbauten Trabantenstädten Prohlis (1976/84, ca. 30.000 Einwohner) und Gorbitz (1981/89, ca. 40.000 Einwohner). Mangelnde Infrastruktur und architektonische Monotonie prägten diese vorwiegend in der Typenreihe WBS 70 montierten Großsiedlungen. Die Silhouette Dresdens wurde durch zahlreiche 15- bis 17geschossige Hochhausgruppen von nur geringer Typenvielfalt stark verändert. Das umfangreiche staatlich subventionierte Wohnungsbauprogramm sicherte dringlichen Wohnraumbedarf; es ging jedoch einher mit dem Verfall von Altbauvierteln in Friedrichstadt, Löbtau, Pieschen, der Äußeren Neustadt und anderen vom Krieg weniger betroffenen Stadtteilen, mit der Vernachlässigung wertvoller Villenbauten, dem Verlust historischer Dorfkerne und dem Entstehen von Wohn- und Industriebrachen selbst in Zentrumsnähe. Der 1970 erwogene Abbruch von ca. 17.000 Wohnungen in Altbaugebieten wurde nicht verwirklicht, doch blieb die dringend notwendige Sanierung bis 1989 auf wenige, gelungene Modellfälle beschränkt.