Blasewitz

linkselbischer Stadtteil, 1349 Vorwerk Blasenwicz eines Nickolaus Karas urkundlich erwähnt, nach slawischem Personennamen Blohas; als Villenort 1921 zu Dresden eingemeindet.

1384 wurde der Dresdner Bürger Peter Münzmeister von Markgraf Wilhelm mit „Blasenwicz daz dorf halb“ belehnt. Das Dresdner Brückenamt verfügte in B. über Wiesen und Zinseinnahmen. 1683 zog Kurfürst Johann Georg III. im Lager am Tännicht seine Streitmacht zusammen, die das von den Türken belagerte Wien entsetzte. 1799 richteten Hochwasser und Eisgang der Elbe großen Schaden an. Das Hochwasser 1845 traf B. besonders schwer. Seit 1855 bestand östlich vom Schillerplatz eine Schiffswerft, die 1898 nach Laubegast verlegt wurde.

Neben dem früheren Gasthof B. wurde im 18. Jh. eine Sommerschänke, der spätere Schillergarten, eröffnet. Hier lernte Friedrich Schiller während seines Loschwitzer Aufenthaltes die Gustel von Blasewitz (Johanne Justine Renner) kennen. Ernst Litfass (1816-1874) stiftete den Schillergedenkstein im Wirtsgarten, Martin Engelke schuf die Figur der Gustel am Rathaus B. Im alten Dorf wurde 1741 der Hofkapellmeister Johann Gottlieb Naumann als bedeutendster Sohn des Ortes geboren.

B. gehörte zur Gemeinde der Kreuzkirche, bildete 1887 mit Neugruna eine eigene Kirchgemeinde und erbaute 1893 die neugotische Heilig-Geist-Kirche (Innenausstattung 1969 von Fritz Steudtner erneuert). Für das 1851 errichtete erste Schulhaus wurde ein Entwurf von Gottfried Semper verwendet. 1876 folgte die Schule an der heutigen Wägnerstraße 9, der auch Realgymnasiumsklassen angeschlossen wurden. 1908 wurde das Realgymnasium Kretschmerstraße 27 bezogen, das auch Schülern aus Dresden und anderen Nachbarorten offenstand.

Daneben wurden Privatschulen wie das Knaben-Lehr- und Erziehungsinstitut Loschwitzer Straße 34 und die Höhere Töchterschule Kretschmerstraße 13 gegründet.

Entscheidend beeinflusst wurde die Entwicklung des Vorortes durch die Anlage des Waldparkes Blasewitz durch Arthur Willibald Königsheim ab 1869 im Blasewitzer Tännicht. In den angrenzenden Straßen errichteten namhafte Architekten wie Julius Gräbner, Konstantin Lipsius, Heino Otto, Max Georg Poscharsky, Rudolph Schilling, Richard Schleinitz und Emil Wagner bemerkenswerte Villenbauten.

Sie konzentrieren sich noch heute auf die Goethe-, Händel- und Mendelssohnallee, die damalige Residenzstraße (Loschwitzer Straße), den Vogesen- und Lothringer Weg. Der ortsansässige Architekt Karl Emil Scherz erbaute sich um 1875 die Villa Sebastian-Bach-Straße 17 und schuf in B. die Villa Rothermundt an der Mendelssohnallee 34 (1897), die Heilig-Geist-Kirche, das Realgymnasium und den Erweiterungsbau für das Rathaus B. (1904/05). Das „Weiße Schloss“ am Königsheimplatz wurde nach 1860 erbaut und diente ab 1890 zeitweise als Hotel (1945 zerstört). 1892 errichteten Schilling & Gräbner für den Schriftsteller Franz von Schönthan (1849-1913) die Villa Muttersegen (Pernwaldhaus) an der Goetheallee 24. Zu den aufwendigsten Villenbauten zählte das Haus des Hofgoldschmieds Julius Jacoby am Lothringer Weg 12. Es wurde 1894 von Ernst Giese und Paul Weidner (1848-1893) errichtet und 1945 zerstört. Jenseits des Schillerplatzes schuf Christian Friedrich Arnold um 1860 die Villa Emmaus an der Tolkewitzer Straße. 1893 wurde das Kurhaus an der Prellerstraße (Waldparkhotel) eröffnet. Das Elbsanatorium an der Händelallee und die großen Gaststätten Kurhaus B. und Dampfschiffhotel wurden 1945 vernichtet. Um 1880 entstanden die Tennisplätze im Waldpark.

1922 schuf Georg Wrba den Europabrunnen am Königsheimplatz.

Durch den Zuzug hoher Beamter, Fabrikanten und Offiziere zählte B. zu den reichsten Gemeinden Sachsens mit hohem Steueraufkommen. Dresden führte seit 1901 vergebliche Verhandlungen um die Eingemeindung, die erst unter Bernhard Blüher zustande kam. In B. ließen sich auch Künstler wie der Maler Friedrich Preller nieder. Karl May wohnte ab 1883 in der Sommerstraße (heute Sebastian-Bach-Straße 22). Ferdinand Avenarius gründete 1887 in B. den „Kunstwart“.

1872 erhielt B. Pferdebahnanschluss an Dresden, am 6. Juli 1893 wurde die erste elektrische Straßenbahn Sachsens vom Schloßplatz über das Terrassenufer und den Sachsenplatz nach dem Schillerplatz eröffnet. Wenige Tage später wurde die Loschwitzer Elbbrücke dem Verkehr übergeben und die Straßenbahn zum Körnerplatz verlängert.

Am Königsheimplatz wurden 1989 etwa 270 Wohnungen errichtet. Nach 1989 begannen die Sanierungsarbeiten an Wohn- und Geschäftsgebäuden und Bauarbeiten u. a. für das Hotel „Blaues Wunder“ an der Loschwitzer Straße. Für den Wassersport hat B. Bedeutung durch die Regattastrecke auf der Elbe und das Trainingszentrum des Rudersports.

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