Brühlsche Terrasse

an der Elbe über dem Terrassenufer gelegener touristischer Hauptanziehungspunkt von Dresden, der mit seinen umgebenden Bauten die Stadtansicht wesentlich prägt und selbst reizvolle Ausblicke über die Stadt und ihre Umgebung bietet. Das rund 500 m lange, bis 10 m hohe und von 20 bis zu 200 m breite Areal birgt zahlreiche Zeugnisse der Stadtgeschichte. Es ist der heute noch erhaltene Teil der im 16. Jh. angelegten neuen Befestigungsanlagen am Altstädter Elbufer (Stadtbefestigung). Der ab 1550 von Caspar Voigt von Wierandt bereits an dieser Stelle angelegte Festungsabschnitt wurde Ende des 16. Jh. nach Nordosten hin erheblich ausgebaut (Grundsteinlegung am 18. August 1589) und 1592 als „Neue Festung“ oder „Berg am Ziegeltor“ unter der Leitung von Hans Russwurm und Paul Buchner vollendet. In den ausgedehnten Kasematten der B. ist noch heute u. a. das Ziegeltor zu erkennen. 1589/1622 wurde nach Plänen von Nosseni das erste, höfischen Vergnügungszwecken dienende Belvedere erbaut, dem im Laufe der Jahrhunderte drei weitere folgten. An die Stadtbefestigung und die Umbenennung der 7 Hauptbastionen im Jahre 1721 nach den Planeten erinnert das 1990 von Vinzenz Wanitschke (geb. 1932) auf der B. aufgestellte Planetendenkmal. In den Gewölben der Jungfernbastei gelang 1709 Johann Friedrich Böttger in Zusammenarbeit mit Tschirnhaus die Porzellanerfindung. Nach Rückgang der militärischen Bedeutung der Festungsanlagen im 18. Jh. verschenkte der Kurfürst 1739/48 den elbseitigen Festungsteil seinem Günstling, dem Grafen Brühl, nach dem die Terrasse später benannt worden ist. Brühl ließ sich dort von Gottfried Knöffler eine barocke Gartenanlage mit prächtigen Gebäuden gestalten (Brühlsche Herrlichkeiten). Erhalten aus dieser Zeit sind noch der Delphinbrunnen (1750), zwei Sphinxgruppen von Gottfried Knöffler aus dem Eingangsbereich zum Belvedere und ein 1991 wiederentstandenes Bassin vor dem Landtagsgebäude.

Mit der Anlage der großen Freitreppe zum Schloßplatz (1814 auf Befehl des russischen Gouverneurs Repnin-Wolkonski durch Thormeyer) wurde die B. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie war am Fuße zuerst von zwei Sandsteinlöwen von Christian Gottlieb Kühn geschmückt, 1868/71 wurden die „Vier Tageszeiten“ aufgestellt. Ihr Schöpfer war Johannes Schilling, der auch die Denkmäler von Rietschel (1876) und Semper (1892) auf der B. entwarf.

In ihrer Einzigartigkeit ist die B. seit Beginn des 19. Jh. als „Balkon Europas“ zum beliebtesten Flaniergebiet der Dresdner und ihrer Gäste geworden (Café Reale, 1843). Mit den Treppenanlagen zur Terrassen- und Münzgasse (1848) und zum Georg-Treu-Platz (1890/94) wurde die B. besser von der Stadtseite zugänglich. Die beiden Durchbrüche an der Münzgasse (1878) und an der Brühlschen Gasse (1900) ermöglichen einen kürzeren Zugang zum Terrassenufer.

Als Keimzelle der heutigen Technischen Universität gründete man 1828 die Technische Bildungsanstalt, die ihre erste Unterkunft in dem ehemaligen Brühlschen Gartenpavillon fand (später Atelier von Rietschel). Er wurde ebenso abgebrochen wie die anderen Brühlschen Bauten, die dem Gebäude der Kunstakademie mit dem Ausstellungsgebäude (errichtet 1890/94; Hochschule für Bildende Künste), der Sekundogenitur (1897) und dem Landtagsgebäude (1900/07) weichen mussten. Das frühere Zeughaus an der Ostseite der B. wurde 1884/87 zum Albertinum umgebaut. Die gegenüberliegende ehemalige Hofgärtnerei wird seit 1956 von der Reformierten Kirche genutzt, unterhalb in den Gewölben befindet sich der 1968 gegründete Studentenklub „Bärenzwinger“. Am ehemaligen Standort der Synagoge erinnert eine Stele an deren brutale Zerstörung 1938. An der östlichen Terrassenecke am Eingang zum Gondelhafen (seit 1853 zugeschüttet) befindet sich seit 1895 das Moritzmonument, das älteste in Dresden erhaltene Denkmal.

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