Belvedere

Bezeichnung für vier Bauwerke, die nacheinander an der Nordostecke der Brühlschen Terrasse gestanden haben. Das erste B. wurde ab 1590 in über 60jähriger Bauzeit nach Plänen von Giovanni Maria Nosseni als „Lusthaus auf der Jungfernbastei“ errichtet, dem „repräsentativsten Aussichtspunkt der Stadt“. Das bündig auf der Festungsmauer stehende, 24 m hohe, dreigeschossige Gebäude mit geschweiften Kupferdächern im italienischen Renaissance-Stil, für das wohl das Belvedere auf dem Prager Hradschin Vorbild gewesen sein dürfte, diente ausschließlich höfischen Vergnügungszwecken. Es war außen und innen prächtig mit Plastiken und anderem bildnerischen Schmuck unter Verwendung sächsischer Edel- und Halbedelsteine ausgestattet, wobei Carlo de Cesare und Sebastian Walther sich als Künstler besonders auszeichneten.

Im unteren Geschoss (sog. Vulkanshöhlen) wurde Anfang des 18. Jh. für Johann Friedrich Böttger ein Laboratorium eingerichtet, in dem 1709 die Erfindung des europäischen Hartporzellans gelang (Porzellanerfindung). Am 22. September 1747 wurde das B. bei der Explosion des darunterliegenden Pulvermagazins zerstört.

Johann Christoph Knöffel war der Architekt des zweiten B., das im Auftrage Brühls an gleicher Stelle 1749/51 errichtet wurde. Es gilt als Höhepunkt der Dresdner Rokoko-Architektur, die sich vor allem in dem ovalen, über zwei Geschosse reichenden Mittelsaal zeigte, in dem die Decke und Wandzone mit ihrem malerischen und plastischen Schmuck ineinander übergingen. Gottfried Knöffler schuf den plastischen Schmuck, der - bis auf zwei Steinsphinxe - mit dem als „Kabinettstück der Architektur“ bezeichneten B. im Jahre 1759 durch die Willkür Friedrichs Il. zerstört wurde.

Als ein Wahrzeichen des Siebenjährigen Krieges blieben die Trümmer liegen, bis 1814 auf Veranlassung des Fürsten Repnin-Wolkonski der Architekt Christian Friedrich Schuricht das dritte B. in klassizistischem Stil errichtete, das als Gaststätte diente. Es war ein Sockelbau mit offener, von dorischen Säulen getragener Halle im Untergeschoss und einer Aussichtsterrasse um einen zurückgesetzten Pavillon im Obergeschoss. 1842 wurde dieses Gebäude abgebrochen und an gleicher Stelle nach Plänen von Otto von Wolframsdorf das vierte B. errichtet.

In architektonischer Anlehnung an den italienischen Renaissance-Stil und im Grundriss an Sempers erstes Dresdner Opernhaus enthielt es 2 Festsäle, zahlreiche Gesellschaftszimmer und eine Aussichtsgalerie. Bis zu seiner Zerstörung 1945 gehörte das B. zu den beliebtesten Gaststätten der Dresdner.

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