Nach der Schlacht am Weißen Berge bei Prag (1620) und der Schließung ihrer Kirchen 1622 mussten die glaubenstreuen evangelischen Einwohner Böhmens das Land verlassen. So kamen 1623/39 ca. 1.000 böhmische Exulanten nach Dresden, die sich innerhalb der Festung niederließen bzw. das Bürgerrecht erwarben und Häuser kauften.
Entgegen der weitverbreiteten Ansicht haben sich diese Flüchtlinge nicht „auf dem Sande“ in der heutigen Antonstadt angesiedelt, sondern der erste Grundstückskauf dort erfolgte erst 1756 durch den böhmischen Gärtner Bartholomäus Pablick, der schon 1718 Bürger der Stadt geworden war. Erst nach ihm ließen sich weitere Angehörige der Böhmischen Gemeinde in dieser Gegend nieder. Die „neue Vorstadt“ erhielt seit 1783 eine Einteilung nach Gassen. Heute erinnert noch die Böhmische Straße an die Besiedlung. 1650 überwies man der Exulantengemeinde die alte Johanniskirche „zur Fortpflanzung ihres Gottesdienstes in der Muttersprache“. Ab 1672 wurde dort auch ein deutscher Gottesdienst eingerichtet. Der kurfürstliche Leibarzt Johann Christoph Neide (geboren 23.3.1680 Wittenberg, gestorben 5.3.1754 Dresden) schenkte 1749 sein Haus mit Garten in der Neustadt der Gemeinde, die darin u. a. eine Schule einrichtete, die bis 1843 bestand; eine andere böhmische Schule in der Altstadt bestand bis 1872. Als die Johanniskirche 1860 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde, siedelte die Gemeinde vorübergehend in die Waisenhauskirche über, ehe sie 1880 in der Erlöserkirche in Striesen eine neue Heimstatt fand. 1910 schloss sich die Exulantengemeinde mit der Striesener Erlösergemeinde zu einem Verband zusammen. Beim Bombenangriff 1945 wurden die Erlöserkirche, das Pfarrhaus und das Neidesche Stift (seit 1890 in Striesen) völlig zerstört. Zu den Exulanten aus Glaubensgründen gehören auch die Salzburger Emigranten. Ein Zug von 950 Personen kam 1732 auf dem Wege nach Preußen durch Sachsen. Die Landeshauptstadt Dresden durfte von ihnen nicht berührt werden. Auch wurden ihnen die in Dresden zu ihrer Unterstützung gesammelten 30.000 Taler nicht ausgehändigt, sondern auf kurfürstlichen Befehl für den Weiterbau der Frauenkirche verwendet.