Antonstadt

Rechtselbischer Stadtteil der Äußeren Neustadt, zwischen Eisenbahn Dresden-Görlitz, Albertstadt (Stauffenbergallee), Loschwitz (Waldschlösschen) und Innerer Neustadt.

Die A. entwickelte sich aus dem „Neuen Anbau auf dem Sande“ entlang der Bautzner Straße, der „Amtsgemeinde vor dem Schwarzen Tor“ entlang der Königsbrücker Straße und der „Ratsgemeinde vor dem Schwarzen Tor“ um die Alaun- und Louisenstraße. Diese Vorstädte wurden 1835 vereinigt, nach König Anton von Sachsen (1827/36) benannt und zu Dresden eingemeindet. 1866 wurde Neudorf unter städtische Verwaltung gestellt und damit zunächst zur A. hinzugerechnet, 1874 jedoch mit dem westlich der Eisenbahn liegenden Gebiet (Hechtviertel) als Leipziger Vorstadt bezeichnet.

Durch Rodung der Heidewälder, die Altendresden im Norden und Osten  umgaben, entstanden Felder und Weingärten, die jedoch besonders durch Raubbau an den Wäldern im Dreißigjährigen Krieg versandeten. Um 1700 breitete sich vor dem Schwarzen Tor (Bautzner Tor) eine unbebaute Fläche aus.

Östliche Antonstadt: „Auf dem Sande“ wurde als erste Anlage 1687 der kurfürstliche Holzhof angelegt (Holzhofgasse). Vor den Toren Dresdens luden hier Gaststätten zur Einkehr, so der Coselsche Garten (Wasserpalais Cosel), das Linckesche Bad (1734) mit dem Sommertheater (1776). Auf „Altcosels Garten“ weilte wiederholt Carl Maria von Weber. 1827 entstand das Schwanenhaus. 1714 wurde an der Elbe das Militärlazarett errichtet (ab 1817 Garnisonsschule). 1744 setzte eine planmäßigere Erschließung ein, die durch die Pulverhäuser (1750/64) behindert wurde. In der entstehenden Vorstadt siedelten sich böhmische Exulanten und nach der Beschießung Dresdens 1760 obdachlose Bürger an. An der Böhmischen Gasse gründete ein ev.-luth. Frauenverein 1844 die Diakonissenanstalt, die 1847 an die Bautzner Straße zog und ihre Anlage mehrfach erweiterte. An der Prießnitz entstand 1795 eine Zichorienfabrik (später Rossners Dampfmühle) und 1880 Pfunds Molkerei. Der 1751 angelegte Israelitische Friedhof zwischen Prießnitz- und Pulsnitzer Straße bildet ein Kulturdenkmal (Jüdische Friedhöfe). Eine Eisengießerei an der Bautzner Straße wurde 1787 Meierei des Grafen Camillo von Marcolini. Marcolinis Landhaus an der Radeberger Straße gab der 1836 gegründeten Waldschlösschenbrauerei den Namen. Aus der einstigen Gartenstadt entwickelte sich ein dicht besiedeltes, z. T. übervölkertes Arbeiterwohngebiet. An der Bautzner Straße und um die 1883/87 von Ernst Giese und Paul Weidner errichtete Martin-Luther-Kirche entsprach die A. auch bürgerlichen Wohnansprüchen. Am Bischofsweg wurde der Alaunplatz als Exerzierplatz angelegt und 1870 die Schützenkaserne erbaut.

Im Osten der A. entwickelte sich das Preußische Viertel mit zahlreichen bürgerlichen Wohnhäusern und Villen.

An der Nordstraße wohnte 1879/85 der polnische Schriftsteller Josef Ignacy

Kraszewski (Museum). An der gleichen Straße bezog 1867 die Modenakademie von Heinrich Klemm einen Neubau.

An der Löbauer und Arndtstraße wuchs der Schriftsteller Ludwig Renn auf.

Der Pädagogische Verein eröffnete 1876 an der Jägerstraße 34 den Neubau des Pestalozzistiftes, daneben wurde 1880 das Freiherrlich von Fletchersche Schullehrerseminar errichtet. Auf dem ehemaligen Holzhofgelände an der Elbe wurde 1874 das Königliche Gymnasium erbaut (1945 zerstört). Weitere Schulbauten entstanden 1841 und 1864 an der Görlitzer, 1874 an der Rothenburger und 1889 an der Louisenstraße sowie nach 1945 an der Löwenstraße. Hans Erlwein errichtete 1913/15 an der Weintraubenstraße eine Höhere Mädchenschule (jetzt Gymnasium „Romain Rolland“). An der Görlitzer Straße war Tymians Thalia Theater eine beliebte Bühne.

Entlang der Königsbrücker Straße: Nördlich vom Schwarzen Tor errichtete der böhmische Gärtner Pablik 1735 das erste Haus, die „Sandschänke“ (später „Grüne Tanne“). Der Kammerdiener Haller besaß 1756 an der Königsbrücker Straße den Gasthof Schönbrunn. Zu den ersten Dresdner Fabriken zählte die Schokoladenfabrik von Jordan & Timaeus. Größter Betrieb in diesem Bereich wurden die Chlorodont-Werke des Ottomar Heinsius von Mayenburg (Dental-Kosmetik-GmbH). Zu den Versammlungslokalen der Arbeiter zählte die 1993 abgebrochene Gaststätte „Zur Reichskrone“ (Damms Etablissement) an der Kreuzung mit dem Bischofsweg.

Das Gebiet der A. entwickelte sich zu den dichtbesiedeltsten Stadtteilen Dresdens (1831: 3745, 1910: 56 674 Einwohner). Die überalterte Bausubstanz weist heute erhebliche Schäden und Baulücken auf. In den letzten Jahren wurden baufällige Häuser, vor allem niedrige Gebäude aus den Anfängen der Vorstadt, abgerissen, an nicht wenigen Standorten auch Lücken durch Büro- und Wohngebäude geschlossen. Die Sanierungskonzeption für die Äußere Neustadt umfasst größere Bereiche der A. Die Rekonstruktion des Stadtviertels wurde 1984 an der Martin-Luther-Straße begonnen. In der Alaunstraße wurde das Klubhaus „Scheune“ ein bekannter Treffpunkt der Jugend.

Zeitweise bildeten sich inmitten des verfallenden Altbauviertels einige Szenekneipen. Alternative Gruppen organisierten die Veranstaltung „Bunte Republik Neustadt“.

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