Dresdner Liederkreis

pseudoromantische Vereinigung Dresdner Dichter und Schriftsteller sowie literarisch bemühter Laien, die anfangs nach ihrem Hauptorgan auch „Abendzeitungspoeten“ genannt wurden. Als Vorläufer des Dresdner Liederkreises ist der von Friedrich Kind, Karl Gottfried Theodor Winkler, dem Rechtsanwalt Friedrich Adolf Kuhn (1774-1844), Friedrich August Schulze und anderen ins Leben gerufene literarische Wochenzirkel von 1801 anzusehen. Dieser wurde 1815 - zunächst unter der Bezeichnung „Der Dichtertee“ - und bald darauf als „Dresdner Liederkreis“ wiederbelebt.

Außer den oben Genannten gehörten zu den Hauptvertretern als Vorsitzende der königlich-sächsische Konferenzminister Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und Jänkendorf (1765 - 1836; Pseudonym Arthur von Nordstern), weiterhin Karl August Boettiger, Otto Heinrich von Löben (1786 - 1825), Karl Friedrich von Kalkreuth (1790 - 1847), der Jurist Eduard Heinrich Gehe (1795 - 1850) sowie Karl August Engelhardt, Therese aus dem Winkel und Helmina von Chezy.

Es herrschte keine einheitliche künstlerische oder politische Überzeugung vor, sondern nur eine gewisse modische Geschmacksübereinstimmung, die zudem durch Stilvermengungen und Epigonentum gekennzeichnet war. Dennoch galt der Dresdner Liederkreis, dem Carl Maria von Weber als Mitglied zu Ruhm verholfen hatte, in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts als bedeutsame literarische Gesellschaft in Deutschland, in die sich berühmte Besucher Dresdens mit Vorliebe einführen ließen.

Für Dresden hatte der Dresdner Liederkreis als bürgerlicher Gegenpol zu den im gesellschaftlichen Leben vorherrschenden Hofkreisen besondere Bedeutung, die jedoch nachließ, nachdem sich Ludwig Tieck mit ihm kritisch auseinandergesetzt hatte und selbst zum literarischen Mittelpunkt in Dresden geworden war.

zurück