Bürgerwiese

Parkanlage (10 ha, etwa 850 m lang, 80-100 m breit), die sich von der St. Petersburger Straße im Stadtzentrum bis zum Großen Garten erstreckt.

Neben der Ziegelwiese (Ziegelstraße) und der Niederwiese mit einer Stadtscheune hinter Fischersdorf gehörte die zwischen Dohnaischer Gasse und Halbegasse in einer Senke am Kaitzbach gelegene Bürgerwiese zum städtischen Landbesitz und diente bis 1838 der Grasnutzung bzw. als Viehweide. Seit 1370 als „kleine Viehweide“ (später auch als „Oberwiese“) im Süden der Stadt nachgewiesen, wurde die Wiese erstmalig 1410 entwässert, von Unkraut gesäubert, mit einem Zaun umgeben und als „Neue Wiese“ ständig gepflegt (1458 erstmals als „Bürgerwiese“ bezeichnet; Anfang des 19. Jahrhunderts vereinzelt auch „Ratswiese“).

Aufsicht und Pflege oblagen bis Anfang des 18 Jahrhunderts dem „Gräbermeister“ (städtischer Bauaufseher) und danach einem besonderen „Wiesenvogt“, der seine mietfreie Dienstwohnung an der Dohnaischen Gasse/Ecke Lange Gasse hatte. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Bürgerwiese bis zum Dohnaischen Schlag (heute ungefähr Anfang der Lindengasse) mit einer 2 m hohen Mauer umgeben und dadurch in die innere und äußere Bürgerwiese (auch Vorder- und Hinterwiese) geteilt; die Einfahrt befand sich am Jüdenteich. Nach 1760 wurde das „Garstige Ding“, ein Dresdner Wahrzeichen, bei einem Pförtchen gegenüber der Langen Gasse angebracht, nach Umgestaltung der Bürgerwiese ging es verloren. Mit der Entfestigung war der Gedanke zur Verschönerung der Stadt durch Grünanlagen aufgekommen, der auch zur Umgestaltung der Bürgerwiese in eine Parkanlage führte. Hinzu kam, dass die Bürgerwiese den Zugang zu den an ihrer Westseite entstandenen Grundstücken wohlhabender Bürger erschwerte, denen der Ausblick auf die ummauerte Viehweide als „unschicklich“ erschien. Deshalb beschlossen die Stadtverordneten und der Rat Anfang 1838, die 5m tiefer als das umgebende Gelände liegende innere Bürgerwiese mit Bauschutt aufzufüllen und nach Plänen von Carl Adolf Terscheck (1843) in eine öffentliche Parkanlage umzugestalten. Nach 1850 war die innere Bürgerwiese mit von Gehölzen umgebenen Rasenpartien, Blumenbeeten und Schlängelwegen fertiggestellt; die äußere Bürgerwiese (wegen des Vorkommens seltener Sommerwurzgewächse bei Botanikern als „Orobanchenwiese“ bekannt) wurde erst ab 1857 in die weitere Parkgestaltung einbezogen, wobei die Verbindung mit dem Großen Garten und die Aufstellung des Neptunbrunnens in der Bürgerwiese erwogen wurden.

1859 zog man Peter Josef Lenné (1789 bis 1866) zu Rate, der im gleichen Jahr seinen „Endgültigen Entwurf zur Einrichtung der öffentlichen Anlagen und eines Zoologischen Garten auf dem Terrain der Bürgerwiese bis zum Großen Garten“ mit detaillierten Bepflanzungs- und Höhenangaben vorlegte. Dadurch wurde die äußere Bürgerwiese bis zum Zoologischen Garten in die großzügige Gestaltung der Parkanlage einbezogen. 1861 kam der mit Kaitzbachwasser gespeiste Teich hinzu (1879/80 vergrößert). Die Leitung der Arbeiten hatte der Hofgartendirektor Gustav Krause (1821-1895). 1869 war die Bürgerwiese als erste städtische Parkanlage in ihrer gesamten Ausdehnung fertiggestellt. Die Verdienste Lennés würdigte man, indem die Straße, die 1874 durch die äußere Bürgerwiese am Großen Garten nach Norden geführt wurde, seinen Namen bekam.

Durch den Bau der Albrechtstraße (heute Blüherstraße) wurde 1930 die räumliche Wirkung beeinträchtigt, während die 1932 hergestellte Verbindung zum Blüherpark den Gesamteindruck verbesserte. Vom bildhauerischen Schmuck der Bürgerwiese wurden im Februar 1945 das 1907 aufgestellte Mozartdenkmal (1991 wiedererrichtet; Mozartverein) sowie eine 1919 aufgestellte Tänzerfigur von Edmund Möller zerstört. Die 4 Sandstein-Figuren von Thaddäus Ignaz Wiskotschill sowie eine von ehemals 3 Sandstein-Vasen (1854 vom Marcolini-Palais an die Bürgerwiese versetzt), die Marmorgruppe „Venus und Amor“ von Heinrich Bäumer (1888), die Bronzegruppe „Zwei Mütter“ von Heinrich Epler (1902), die Nymphenbrunnen mit der Marmorfigur von Bruno Fischer und der Architektur von Wilhelm Kreis (1908) sowie die Ludwig-Otto-Stele von Arno Kramer (1911) blieben erhalten.

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