Jean Victor Moreau (1761 – 1813)

Jean Victor Moreau war aufgrund außerordentlicher militärischer Fähigkeiten zum General der jungen französischen Revolutionsarmee aufgestiegen. Er anerkannte die Leistungen Napoleons, der eine ähnliche militärische Karriere aufzuweisen hatte, und unterstützte ihn. Als Napoleon jedoch mit der Krönung zum Kaiser im Jahre 1804 die Republik verriet, war der republikanisch gesinnte Moreau zum scharfen Widersacher geworden. Seine militärischen Erfolge hatten ohnedies den Neid Napoleons geweckt. In einem Prozess wegen Hochverrats mitangeklagt, wurde Moreau freigesprochen.

Trotzdem setzte Napoleon seine Verbannung durch, denn er wollte den beim Volk beliebten, persönlichen Feind weit weg von Frankreich haben. Moreau ging nach New Jersey, USA. Dort erreichte ihn der Ruf des russischen Zaren. Nach einigem Zögern verließ er sein Exil, um der Bitte Alexanders I. zu entsprechen, die Verbündeten beim Kampf gegen die napoleonische Armee zu unterstützen. Die Schlacht bei Dresden sollte Moreaus erster Auftritt in seiner neuen Funktion als Generaladjutant und persönlicher Berater des Zaren sein, jedoch eine Kanonenkugel, abgefeuert von einer französischen Batterie unterhalb des Zelleschen Weges, beendete alle Pläne.

Moreaus Verwundung und Tod – Ein Augenzeugenbericht

»Moreau wendete sein Pferd gegen den Kaiser Alexander, in dessen Nähe einige englische Offiziere und russische Generaladjutanten hielten. Vor ihnen war ein großer Schmutztümpel, dem man ausweichen wollte, weshalb der Kaiser den General Moreau vorausreiten ließ. Indem dieser aber kaum eine halbe Pferdelänge Vorsprung hatte, zerschmetterte ihm eine, wahrscheinlich die erste aus der neu aufgefahrenen französischen Batterie abgeschossene Kugel das linke Bein am Knie, schlug durch das Pferd, das unter ihm zusammenstürzte, und riss ihm ein Stück von der Wade des rechten Beines nahe unter dem Knie los. Tief stöhnend fiel Moreau in Ohnmacht …

Als Moreau zu sich kam, war sein erstes Wort: ›Wie steht es um den Kaiser?‹ Kurz darauf wendete er sich zu dem Kaiser und sagte: ›Sire, Sie haben nichts von mir behalten den Rumpf, aber das Herz ist noch da, und der Kopf gehört Ihnen.‹ Hierauf verlangte er, seinen Schmerz verbergend, eine Zigarre, die er ruhig zu rauchen anfing … Nach Aussagen von Augenzeugen trugen ihn österreichische Grenadiere auf mit Mänteln bedeckten Gewehren in das Haus des Gutsbesitzers Palitzsch zu Neu-Pestitz (heute Altpestitz Nr. 5), in dessen Gehöft von den Russen eine Verbandstube eingerichtet worden war.

Moreau wurde sodann nach Nöthnitz getragen und daselbst in das Herrenhaus gebracht. Hier nahm ihn gegen Abend der erste Wundarzt des Kaisers Alexander, Doktor Wyhlie, das linke Bein, dessen beide Röhren vollkommen zerschmettert waren, eine Handbreit über dem Knie ab. Hierauf untersuchte der Arzt das rechte Bein. Unwillkürlich fuhr dieser zurück, als er die Muskeln, Sehnen und Bänder in der Kniekehle oberhalb und unterhalb zerrissen, jedoch den Knochen unbeschädigt fand. Moreau sah ihn an und sagte: ›Ich verstehe Sie, also auch dieses? So machen Sie nur geschwind, doch wäre mir der Tod lieber gewesen!‹ Es ward einige Zoll höher als das linke abgenommen. Die Umstehenden waren außer sich vor Schmerz. Noch denselben Abend wurde Moreau, vom Regen ganz durchnässt, nach Possendorf getragen. Am 2. September früh um 7 Uhr starb er im Alter von 52 Jahren … Die Leiche wurde von Laun nach Prag gebracht, dort einbalsamiert und nach Petersburg überführt, wo sie unter großen Feierlichkeiten beigesetzt wurde … Die abgelösten Glieder aber blieben in Nöthnitz zurück.«

(Anmerkung: Ein alter Tagelöhner, der die Aufsicht über den Hof zu führen hatte, warf die abgelösten Beine in eine Hecke, wo sie im Winter liegen blieben und mit Schnee bedeckt waren. Erst gegen Anfang des Frühlings ward nach ihnen gefragt. Sie wurden herbeigeschafft und einbalsamiert, in ein Kästchen, das einem Kindersarge glich, getan und in den Keller gestellt.)