Collegium medico-chirurgicum

Die von Friedrich August Il. am 18. November 1748 eröffnete erste Dresdner Medizinschule befand sich in der Neustädter Infanteriekaserne zwischen Ritterstraße und Hauptstraße. Das Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Collegium medico-chirurgicum, anfangs „Collegium anatomico-chirurgicum“ genannt, sollte „die Chirurgie in Sachsen auf einen besseren Fuß setzen“. Das Ziel der Anstalt war, tüchtige Chirurgen für die Armee sowie gute Wundärzte für das „platte Land“ auszubilden. Das Kasernengebäude hatte vier Flügel, von denen einer der obersten Medizinalbehörde, dem Collegium medico-chirurgicum mit dem Theatrum anatomicum, Sammlungen und Bibliothek, Charité, Geburtshilflichen Institut und Hebammenlehranstalt vorbehalten war. Der Lehrkörper der Chirurgenschule setzte sich aus den Lehrern für Pathologie, Therapie, Anatomie und Chirurgie zusammen, denen sechs Kompanie- und Lazarettfeldschere zur Seite standen. Die Ausbildungszeit dauerte ein Jahr und war in einen theoretischen und einen praktischen Teil gegliedert. Die aus den Infanterie- oder Kavallerieregimentern kommenden Feldschere konnten nur noch nach erfolgreichem Studium zu Regimentsfeldscheren ernannt werden. Auch den Gesellen der Barbier- und Baderchirurgen wurde gegen ein Entgelt die Ausbildung im Collegium medico-chirurgicum gestattet. Dadurch konnten sie ohne weiteres Examen in ihrer Innung den Meistertitel erlangen und hatten beim Kauf von Barbier- oder Baderstuben sowie bei der Besetzung der Amts- bzw. Ratsbarbierstellen große Vorteile. Von der Gründung bis zur Auflösung des Collegium medico-chirurgicum musste der Rat der Stadt die Anatomie des Collegium medico-chirurgicum mit Leichen aus dem Stadtlazarett versorgen. Durch verschiedene Reformen und Verbesserungen konnte 1781 ein neuer Lehrstuhl für Heilmittellehre eingerichtet werden. Nach der Anstellung eines chirurgischen Instrumentenmachers wurde ab 1786 der Unterricht an der Schule durch Vorlesungen über Zahnchirurgie erweitert. Bis zu seiner Schließung im August 1813 war das Collegium medico-chirurgicum mit der praktischen Ausbildung und seinen klinischen Anstalten eine anerkannte Institution. Von 1.966 eingeschriebenen Studierenden der Jahre 1778/1813 gingen 581 zum Militär und 1.383 in den zivilen Bereich.

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